Schlaf und Strecke

Roman

von

Mit „Flucht, um wieder heimzukehren“ umschreibt Günter Herburger seinen unaufhörlichen Drang, der Enge des Schreibtischdaseins ein tägliches Lauf- und Trainingspensum entgegenzusetzen. Die Höhepunkte dieser Lauferfahrung bilden Marathon- und Extremlangstreckenläufe, die ihn in unterschiedliche Städte, Landschaften und Klimazonen führen. Riga, Emmental, Cinque Terre, Paris, Sinai – die reellen Begegnungen mit Strecken, Läufern, Orten überlagern sich mit Assoziationen zu historischen Begebenheiten, mit lyrischen Versatzstücken und naturwissenschaftlichen Betrachtungen zur eigenen Körperlichkeit.
Die Hoffnung auf Entäußerung als zentrale Motivation des Laufens wird häufig durch körperliche Grenzüberschreitungen (Ermüdungsbrüche, Krankheiten) enttäuscht; der begehrenswerte Zustand einer Verschmelzung von Körper und Geist stellt sich dennoch ein, ist schnell wieder verloren und wird erneut zum Ziel.
Mit kindlicher Verspieltheit und groteskem Witz entwirft Herburger ein eindringliches und plastisches Gefüge, das durch seine Leichtigkeit überzeugt, „als würden Augen riechen, Ellenbogen sehen, Knie schmecken, eine wunderreiche Erweckung nach Stolz und Pein“.