Schlafende Hunde VI

Politische Lyrik

Das ist bereits der sechste Band mit politischer Lyrik, die in anderthalb Jahrzehnten vom Leipziger Autor Thomas Bachmann unter der Überschrift „Schlafende Hunde“ herausgegeben wird. Diesmal hat er 48 Autoren um sich versammelt, die einen Blick auf die Welt werfen, 14 Frauen darunter. Immerhin. Die erste Anthologie kam 2004 – da war die Welt anders als als heute. Damals trug der Band noch die Unterzeile »Politische Lyrik in der Spaßgesellschaft«. Der »Spaß« ist der Gesellschaft längst abhanden gekommen. Vor zwei Jahren, als der fünfte Band kam, konnte sich kaum jemand vorstellen, dass da jemand ins Weiße Haus einziehen würde, der binnen zweier Amtsjahre das in Jahrzehnten mühsam geknüpfte Netz internationaler Beziehungen zertrümmern würde. Er hat erreicht, dass kaum ein Staat dem anderen noch über den Weg traut. Die Diplomatie ist verabschiedet, Krieg ist wieder ein Mittel der Politik geworden: im Handel und in der Wirtschaft ebenso wie mit Waffen. Wenn dies so weitergeht, werden weltweit die Lichter ausgehen. Wenn! Das muss nicht geschehen, aber es kann, wenn der Irrsinn in den Hauptstädten weiter galoppiert. Die Dichter reagieren, wie zu sehen ist, sehr sensibel und auf unterschiedliche Weise auf die Veränderungen in der Welt.