„Schlecht erzogen“

Kriegs- und Nachkriegszeiten in Schule, Kirche und Elternhaus, 1942 – 1960

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Für unsere für uns Verantwortlichen waren wir gut erzogen, nein, nicht alle oder eigentlich kaum jemand? Beim letzten Gedanken hätten wir ja Glück gehabt? Sie jedenfalls hatten es „gut“ mit uns vorgehabt und wenn da etwas aus dem Ruder gelaufen ist, waren wir, die sie Enttäuschenden, selber schuld.
Oder . . . waren wir vielleicht gar nicht so gut erzogen, waren wir eventuell sogar „Schlecht erzogen“? – Ihre Erziehungsziele für uns stimmten schon nicht für sie, aber tatsächlich für uns? War die Unterdrückung, die Hinführung zum Kleinlauten, die Angst vor ihrer Gewalt, die Verführung zum Lügen, das Verschweigen von Wichtigem, die Anleitung zum Egoistischen, die heimliche, aber doch eigentlich unheimliche Verehrung von Kriegsgeschehen („Wenn die Amis sich nicht noch eingemischt hätten, wäre der Krieg nicht für uns verloren gewesen!“) – Und konnte man mit ihnen darüber reden? War ihre Moral, die sie predigten, tatsächlich auch unsere Moral? Konnte sie es überhaupt sein? Für das Leben muss man doch stark sein! Sind „Kleinlaute“ stark?