Schriften weiß wie die Nacht

Lyrik portugiesischer Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Zweisprachig, Portugiesisch-Deutsch

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Nach wie vor gilt Lyrik in Portugal eher als Domäne der Männer – ein Phänomen, das sich nicht nur mit der höheren Analphabetenquote der Frauen während der langen Diktatur erklären lässt. Die spärliche Repräsentanz von Lyrikerinnen in portugiesischen Anthologien des 20. Jahrhunderts zeugt vielmehr von einer Geschichte des Ausschlusses. Die hier nun vorliegende Lyrikanthologie versteht sich diesbezüglich nicht nur als ein Korrekturversuch aus Gründen der Gerechtigkeit. De facto bringen die schreibenden Frauen wieder den Körper und die Erotik in die Lyrik und weisen damit auf jenes Terrain, auf dem sich die Unterdrückung doppelt manifestierte.
Neben den wenigen kanonisierten Lyrikerinnen in Portugal (wie Luíza Neto Jorge, Fiama Hasse Pais Brandão, Natália Correia und Sophia de Mello Breyner Andresen) sind in dieser Anthologie auch weniger bekannte oder anerkannte (Adília Lopes, Maria Teresa Horta und Ana Hatherly) sowie vergessene oder kaum wahrgenommene Autorinnen vertreten (Isabel de Sá, Helga Moreira, Maria da Graça Varella Cid und Eduarda Chiote). Es ist eine andere Welt, die in ihren Texten entsteht – es ist ein lyrischer Gegenentwurf aus weiblicher Hand.