Schuld und Sühne

Roman

von ,

Dostojewskijs Meisterroman kreist um das ewige Menschheitsthema von Verfehlung und Vergeltung. Raskolnikow, sein zu Weltruhm gelangter Protagonist, ist das Urbild eines Täters aus Überzeugung, der dennoch keine endgültige Gewissheit über Gut und Böse, Richtig und Falsch erlangen kann und so immer tiefer in einen bedrohlichen existentiellen Zwiespalt gerät.
Ein junger Student übertritt die Grenze des moralisch und rechtlich Legitimen vorsätzlich durch ein Gewaltverbrechen, eine Todsünde. Die Ermordung einer Wucherin, von langer Hand geplant und kaltblütig ausgeführt, zieht ein zweites, allerdings ungewolltes Verbrechen nach sich: Raskolnikow tötet auch die schwachsinnige Stiefschwester seines Opfers, die unerwartet am Tatort auftaucht. Dank einer Reihe glückhafter Zufälle gelingt dem Täter die Flucht, es scheint ein perfekter Mord zu sein.
Doch der Verbrecher, innerlich zutiefst gespalten (»Raskol« heißt auf russisch »Spaltung«), hält seiner Untat auf Dauer nicht stand. Ein rationales, westeuropäisch aufgeklärtes, ja nihilistisch zersetztes Ich, das zur Selbstverabsolutierung neigt, liegt in seinem Innersten im Widerstreit mit einem diametral entgegen gesetzten Empfinden, das volkstümlich-russisch, christlich-religiös geartet ist und sich nach Liebe sehnt. Der Mörder stellt sich schließlich der Polizei und setzt aus freien Stücken den Prozess moralischer Sühne und juristischer Ahndung in Gang.
Werner Bergengruens Übertragung wird dem metaphysischen Gehalt dieser großen Romantragödie ebenso umfassend gerecht wie der psychologischen und stilistischen Meisterschaft Dostojewskijs.