Schwammezeit

Die schönsten Geschichten in erzgebirgischer Mundart

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Wer Mundart lesen will, muss Mundart sprechen. Nur dem Heimatverbundenen erschließen sich ihre Originalität, der Reichtum des Gefühls und die vielfältigen Facetten des Humors. Die Frage nach dem „Wer spricht im Erzgebirge noch Mundart?“ ist demnach legitim. Für die Generation der über 50-Jährigen kann die Bejahung uneingeschränkt gelten.

Noch immer ist Mundart auch Volkssprache, ist Ausdruck des Lebensgefühls der Menschen. Wenn somit unsere Mundart in all ihrer Vitalität als Kulturgut erhalten geblieben ist, sich auch weiter entwickelt, dürfte es an Lesern trotz aller Unkenrufe nicht fehlen. Zwar scheint der Nachholbedarf aus der Zeit vor der Wende gedeckt zu sein, trotzdem verkauft sich Mundart noch immer: im Buchhandel oder im Selbstverlag auf Märkten.

Aus der Vielzahl der Mundartbücher der letzten Zeit ragt eines heraus: das von Manfred Blechschmidt, selbst ein beliebter Heimatdichter, herausgegebene „Schwammezeit“ aus dem Chemnitzer Verlag. Dabei unterscheidet sich diese „Auswahl schönster Geschichten in erzgebirgischer Mundart“ auf den ersten Blick nicht inhaltlich von den Anthologien des Hofmeister Verlages aus vergangener DDR-Zeit oder dem 1991 vom Chemnitzer Verlag – im Vorwort bewusst als Vorgänger bezeichnet – verlegten Mundartbuches „Grüne Kließ un alter Korn.“

Erst beim Lesen fällt der kleine, aber wichtige Unterschied ins Auge. Es ist zum einen die regionale Breite der in der Auswahl vertretenen Geschichten. Sie reicht von Freiberg (Martin Herrmann) bis Klingenthal (Karl-Heinz Schmid), von Olbernhau (Erich Uhlmann) bis Limbach-Oberfrohna (Herbert Köhler). Kaum eine der zahlreichen Sprachregionen unseres Erzgebirges bleibt unberührt, so dass es einem Einsteiger nicht schwerfallen dürfte, sich in die Mundart seiner engeren Heimat einzulesen. Der Appetit auf mehr wird sich einstellen. Dafür sorgen auch die Altmeister, so Fritz Körner mit der heiteren Geschichte von den Mühen des Standesbeamten Himmelborscht oder Stephan Dietrich (Saafenlob), der die kernige Abfuhr des Schwarzenberger Amtshauptmanns schildert.

Einen festen Platz in unseren Erinnerungen und somit auch in dieser Auswahl schönster Geschichten haben auch die erst in den letzten Jahren verstorbenen Erzähler Karl-Hans Pollmer, Horst Gläß und Werner Kempf. Dass die Meister unserer Tage in dieser Auswahl nicht fehlen, ist selbstverständlich, also klar wie Klusbrieh. So finden wir ihn neben einer Reihe Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken wieder.