Seelenfänger, lautlos lärmend

von

Vordergründig haftet diesen Prosatexten etwas beinahe banal Alttägliches an: Klagen über die Mühen des Alltags in der Fremde, die Koexistenz mit anstrengenden Zeitgenossen – Seelenfänger, Energiesäufer, Floro-Erotomanen und viele andere mehr –, über erlittene oder eingebildete Krankheiten und andere Unbillen des Lebens. Das Besondere daran ist, dass sich jeder dieser Texte auf dem schmalen Grat bewegt, der das Lächerliche vom Schrecklichen trennt, den Witz von der Todesangst. Das eine, so scheint es, existiert nicht ohne das Wissen vom anderen, und jederzeit kann es geschehen, dass eins ins andere hinüberkippt.
Mit List führt Jovan Nikolić seine Leser in die Irre, lullt sie mit dem liebevoll-melancholischen Smalltalk eines versierten Großstadtneurotikers ein. Willig folgen wir ihm in seine schräge Welt grotesker Verwirrungen und bizarrer Wesen, um uns dann unvermittelt einen Schritt vor Abgrund wiederzufinden.
Überschrieben sind die einzelnen Kapitel mit Hypochondrie, Somnambulie, Familie und Apathie.