Sena

von

Sena ging über das verkohlte Feld. Keines der Häuser stand noch. Sie
waren alle verbrannt.
Das Feuer hatte das gesamte Dorf zerstört.
Eine Träne lief über ihre Wange. Alle waren tot. Sena war die Einzige, die
überlebt hatte. Weil sie bei ihrem Vater vor dem Dorf gestanden und ihn
beobachtet hatte.
Sie kannte ihren Vater nicht persönlich. Ihre Mutter hatte ihn ihr einmal
gezeigt, als sie auf der Suche nach einer Pflanze gewesen waren.
Bei den Amazonen gab es keine Männer, höchstens Sklaven, aber keine
Männer wie in anderen Stämmen. Obwohl sie „nur“ Frauen waren, wurden sie
von allen anderen Stämmen gefürchtet. Manche bezeichneten die Amazonen
als einbrüstig, weil sie als kleine Kinder die rechte Brust ausgebrannt bekamen,
um später mit Pfeil und Bogen schießen zu können. Es war eine schmerzhafte
Prozedur gewesen. Außerdem trugen sie noch einen Armschutz, der sehr
unangenehm war. Die Riemen schnitten in das Fleisch, wenn man sich zu viel
bewegte.
Sena trug sowohl ihre Waffen als auch ihren Brustschutz, ihren Armschutz
und den Köcher mit den Pfeilen immer bei sich. Außerdem einen aus Leder
gearbeiteten Beutel, in dem sich nun etwas ganz Besonderes befand. Als
Sena ihre Mutter vor ein paar Stunden im Wald gefunden hatte, standen
deren Kleider in Flammen und ihre Mutter litt unter starken Schmerzen. Sie
hatte Sena etwas geben wollen, als sie es rausgeholt hatte, war sie bereits zu
schwach gewesen, um sich noch auf den Beinen zu halten. Sie hatte am Boden
gelegen, und vor Schmerz gekeucht. Sie hatte Sena ihren Beutel gegeben.
Den Beutel, den keine Amazone vor ihrem Tod freiwillig hergab, weil er das
Wertvollste war, das sie besaß. Die Königin Akasha hatte auch immer einen
Beutel bei sich getragen. Aus diesem Beutel ernährten sich die Amazonen. Sie
konnten ihr Eigentum darin aufbewahren und ihre Nahrung, und verwendeten
ihn als Trinkbehälter. Jede Amazone erhielt einen solchen Beutel, nachdem ihr
die Brust ausgebrannt und sie in den Stamm aufgenommen worden war.