Signboards made in India

Graphicwallahs und der Wandel des Grafikdesigns in Indien

von

Schon beim ersten Gang durch die Straßen Indiens fällt auf: Jede
freie Fläche scheint eine magnetische Wirkung auf das Platzieren
visueller Botschaften auszuüben. Besonders sticht die weite Verbreitung
handgemalter Werbung heraus. Diese Werbemalereien sind
das Werk traditionell-handwerklich arbeitender ‚Graphicwallahs
‚.
Welch einen Kontrast dazu stellt die gemäß international gängiger
Design-Richtlinien gefertigte Werbung der global operierenden
Konzerne dar! Ihr immergleiches Erscheinungsbild lässt flächendeckend,
inmitten des Großstadtgetümmels wie auch in den abgelegensten
Dörfern, alle Aspekte des jeweiligen Kontexts außer Acht.
Graphicwallahs dagegen agieren im persönlichen Austausch mit
ihren Kunden aus dem Innenraum vor Ort gewachsener soziokultureller
Strukturen heraus. Sie leben diese selbst und kreieren so
eine nachhaltige, regelrecht anschmiegsame Gestaltung. Die Arbeit
der Werbemaler ist so Spiegelbild der differierenden sozialen Interessen,
die das im Zeichen des indischen Wirtschaftswunders sich
wandelnde Erscheinungsbild des Landes bedingen.
Christina Plückhahn wirft einen genauen Blick auf das Nebeneinander
dieser beiden Kulturen visueller Kommunikation. Zugleich
regt sie an, den Einfluss globaler Werberichtlinien kritisch zu überdenken.

Christina Plückhahn, freiberufliche Designerin, tätig für soziale, kulturelle
und künstlerische Projekte in Deutschland und Indien. Absolventin
der Merz Akademie.