Signor Mongibello

von

„Eine Lava-, Hass- und Brandrede auf den wenig löblichen, weil häufig unflätigen Vulkan Ätna in stolzer Zahl verfertigten Gedichten in drei durchaus zueinander gehörigen Abteilungen“ untertitelt Ronald Pohl seinen „Signor Mongibello“, womit er augenzwinkernd Dichtungstraditionen überschießender Signifikantenfülle die Reverenz erweist. Pohls „vulkanologische“ Lyrik versprüht eine Masse an historischen und geographischen Diskursfragmenten, die sich mit mythologischen und literarischen Motiv- und Stoffpartikeln zu einem imposanten Zeichengebirge aufhäufen. Gebannt in vierhebige Verse, die sich in frei gestalteten Terzinen dahinwälzen, breitet sich ein Kosmos aus, in dem alles auf den ebenso furcht- wie fruchtbaren Giganten bezogen scheint, dessen überlaufender Krater bildhaft einen rabiaten Produktivitätsmoloch gegenwärtig werden lässt. Im Gestus spontan erzeugter Metaphorik und mit karnevalesk-komischen Effekten versucht die Invektive dem janusköpfigen Monster beizukommen. Ronald Pohls lyrische Eruptionen rufen elementare Wirkweisen dichterischen Sprechens auf: das Apotreptische in Gestalt glühender Schmährede, aber auch mimetische Annäherung, die den unermüdlichen, gleichsam peristaltischen Ausfluss oder -wurf einer entfesselten (Wunsch-)Maschine zu übertrumpfen strebt.