Solange ihr Knie wippt

Gedichte

von

Schöne Lyrik
Hell, heiter, luftig kommt Brigitte Fuchs‘ Lyrik daher – und zieht uns den Boden unter den Füssen weg. Verführt durch eine Poesie, die den Reiz des Augenblicks beschwört, lassen wir uns ein und greifen ins Unfassbare, finden uns nach überraschenden Wendungen in anderen – offeneren – Räumen wieder. Selbst von den starren Dingen lässt sich kein klares Bild machen. Auf das Ungewisse, das Instabile, auf alles, was sich dem Zugriff entzieht, richtet Brigitte Fuchs ihr primäres Interesse.
Trotzdem ist uns ihre Welt vertraut. Sie findet ihre Vorlagen in unserem scheinbar so fest gefügten Alltag. Da behauptet sich die Wäschespinne neben dem Windrad, das Rasenviereck neben den Zimmerpflanzen. Doch mit geringfügigen Verschiebungen lässt Brigitte Fuchs diese banale Wirklichkeit flimmern und verleiht ihr Zauber und Irritation.
Als Meisterin des Auslassens, der wohlkalkulierten Pause, des lyrischen Understatements und des Sprach-Intervalls bezeichnete der Journalist Klaus Hartig, Meran, die Lyrikerin, und Peter Surber, Feuilletonredaktor beim St. Galler Tagblatt, schrieb über ihre Gedichte: Sie fassen das Unscheinbare (ein morgendliches Aufstehen, eine Landschaft) in schlackenlos reine Bilder und riskieren ebenso die grossen Lebensthemen mit gelassenem Ernst.
Brigitte Fuchs, 1951 in Widnau im St. Galler Rheintal geboren und aufgewachsen, wohnt seit 1979 mit ihrer Familie in Teufenthal im Kanton Aargau. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie auch gestalterisch tätig und engagiert sich in einem Teilpensum als Primarlehrerin. Die Autorin erhielt etliche Literaturpreise, u.a. den Innerschweizer Literaturpreis der SARNA-Jubiläumsstiftung 1990, den Joachim-Ringelnatz-Preis 1991 der Stadt Cuxhaven sowie den 1. Förderungspreis beim Lyrikpreis Meran 2000. Ausserdem zeichnete sie das Aargauer Kuratorium verschiedentlich mit Beiträgen aus. Bücher: An und für sich, 1986, Herzschlagzeilen, 1989, Das Blaue vom Himmel oder ich lebe jetzt, 1993, Suchbild mit Garten, 1998.
Poesie. Dass ich nicht lache.
Die Welt dreht sich. Ich werde mich
erinnern müssen an die Gewissheit an
all die Kontraste. Glas. Glimmer. Glut.
So viele Schichten von Verlust. Einzig
dein Wort fasst sich eine Hand. (Nicht
doch. Ich werde dir Leben beibringen.)
Stoff spannt. Fliesst um die Hüften. Blut
schiesst durch die Adern. Vergiss nicht
dass ich lache. Dass ich nicht lache.