Stelen /Stèles

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Stelen: hochaufgerichtete, eine Inschrift tragende Steindenkmäler, auf die man in China allenthalben stößt, an den Straßenrändern, in Tempelhöfen, vor Grabmälern. Die Schriftzeichen darauf – Dekrete des Himmelssohnes, Huldigungen des Herrschers, Hymnen auf das Reich, Preisungen der Lehre – sind, wie alle Texte des klassischen Chinesisch, ohne Kommentare schwer verständlich.

Segalen, der auf seinen Reisen kreuz und quer durch das China der Mandschu-Kaiser das ›Reich der Mitte‹ gerade im Umbruch erlebte, schrieb mit den Stelen seine wichtigste poetische Arbeit, Gedichte, die den Gestus der chinesischen Epigrafen wiederaufnehmen und gleichzeitig unterwandern. In einem archaischen, gänzlich unpsychologischen Stil entwirft Segalen das Kondensat eines ‚chinesischen Denkens‘ und schafft damit, Jahrzehnte vor Michel Leiris, ein zentrales dichterisches Denkmal für eine bestimmte Sensibilität dem Fremden, dem Anderen gegenüber.