Strategien der Macht

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Macht als dynamischer Prozess tritt in allen Bereichen des Lebens in Erscheinung, sei es in der Gesellschaft, im Beruf oder in persönlichen Beziehungen. Besonders in Zeiten des Umbruchs müssen Machtverhältnisse immer neu verhandelt werden. In der Kunst findet sich Macht sowohl als Objekt der Darstellung wie auch in der Ausdrucksform des Künstlers im Bezug auf seine eigene Macht der Darstellung. Sechzehn Fotografen des PhotoCentrum am Wassertorplatz haben sich ein Jahr lang theoretisch und praktisch mit dem Thema „Strategien der Macht“ auseinandergesetzt. Das Ergebnis der jeweiligen individuellen Beschäftigung zeigt ein breites Spektrum unterschiedlicher Arbeiten, die in einer abschließenden Ausstellung präsentiert werden.

Hundert Jahre nach Ausbruch des 1. Weltkriegs mahnen Bilder von Grabsteinen vor dem erschreckenden Ausmaß sinnlosen Tötens. Zu sehen sind auch beklemmende Ansichten unterirdischer Bunker, die u.a. als Lagerräume für Waffen oder Kommandozentralen genutzt wurden. Eine Reportage zeigt einen ehemaligen Stasihäftling aus Hohenschönhausen am historischen Ort seiner Inhaftierung, wo er heute Besuchern von seinen schrecklichen Erlebnissen berichtet. Inszenierte Portraits thematisieren Gewalt gegen Frauen. Symbolische Bilder zeigen die brutale Entscheidungsgewalt über Leben und Tod. Sowohl der Mensch als Marionette zwischen Fremdbestimmung und eigenem Handeln als auch Themen wie Religion, Riten und Selbstinszenierung werden beleuchtet. Künstlerisch-assoziative Ansätze zur Auseinandersetzung mit Macht nehmen Bezug auf Susan Sontags Essay „On Photography“ oder auf Kafkas Roman „Der Prozess“. Eine Interpretation schwarz-weißer Ansichten von menschlichen Körpern und Objekten in freier Gruppierung weckt intuitiv dunkle Emotionen. Doch neben dem Blick auf den Menschen steht auch seine Umwelt im Mittelpunkt. Der Bauprozess des teuersten Autobahnstücks Deutschlands wurde mit der Kamera begleitet. Gezeigt wird auch die von der Braunkohleförderung zerstörte Landschaft der Lausitz und der riesige Müllberg des täglichen Konsumüberflusses. Eine Serie offenbart Macht repräsentativer moderner Architektur. Im Kontrast dazu lassen die Aufnahmen wilder Grasflächen keine Fokussierung zu und wollen den Betrachter bewusst irritieren. Filigrane Pflanzensamen schwirren in Masseninvasion durch Licht und Dunkelheit, um erfolgreich Neuland zu erobern. Alle Arbeiten werden in einem Katalog des zimmerverlagberlin (mit einem Vorwort von Edda Wilde) aufgeführt und individuell erläutert.