Street Life

Fotografien

von

Bührers Fotokunst hat einen eigenen ästhetischen Reiz, der mit dem schnellen Auge des Meisters, der Perspektive seiner Leica und dem Bildschnitt zu tun hat. Starke Kontraste zwischen hell und dunkel, Licht und Schatten sind bei ihm oft zu beobachtendes Stilmittel, es erhärtet und schafft neue Aussagen – die verschattete Drehtüre wird plötzlich zum Ein- und Ausgang einer geheimnisvollen Unterwelt.
Der Fotograf Bührer arbeitet mit Zerrsichten, spielt gestochene Schärfen gegen Bewegungsunschärfen aus und erzeugt damit eine packende, dem Asphalt-Dschungel New York angemessene Dynamik – in der U-Bahn Station blitzt ein Zug am Gesicht einer starr dreinblickenden Schwarzen vorbei.
‚Street life‘: Das sind Zufallsbekanntschaften, die Dietmar Bührer aus dem Augenblick heraus schießt – das Kind auf der Straße, eine Puppe in der Hand, etwas rat- und hilflos zwischen bedrohlichen ‚Haien‘, den Autos; der schwarze Zeitungsverkäufer mit Walkmann auf den Ohren, er hört einer anderen Welt zu; schließlich das Foto zweier Menschen in inniger Umarmung, soviel Gefühl im mitunter menschenfeindlichen Existenzraum Großstadt. Das alles weist auf das vielleicht wesentlichste Charakteristikum der Fotografien von Bührer hin, seine Fähigkeit zu typisieren; in Bruchteilen von Sekunden erfasst dieser sanfte Empiriker nicht ’nur‘ Menschen, sondern Antlitze der Zeit.