Streitfall Katyn

Die Wahrnehmung des Massakers in der sowjetrussischen, polnischen und westdeutschen Öffentlichkeit 1980–2000

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In den Wirren der auseinander brechenden Sowjetunion kamen manch verdrängte Gräueltaten aus den Archiven des KGB zurück ans Licht der Öffentlichkeit. Darunter auch der vom sowjetischen NKWD begangene Mord an 15 000 polnischen Offizieren und Intellektuellen im Wald von Katyn im Frühjahr 1940. Katyn wurde zum Symbol schlechthin für Stalins Terror und das nationale Martyrium des polnischen Volkes. Martin Schaubs untersucht, wie das Massaker in den 1980er Jahren zu einem Zeichen der Hoffnung auf ein Ende der Nachkriegszeit wurde. Während sich die politische Führung der UdSSR mit ihrem Machtapparat ein letztes Mal um totale Geheimhaltung mühte, suchte die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosć das Ereignis als Vehikel zu nutzen, um sich von der sowjetrussischen Hegemonie zu befreien. In der Bundesrepublik war man stattdessen vor allem darauf bedacht, Deutschland endgültig vom Tatverdacht freizusprechen.