Telepolis

Wie Psychopharmaka, Drogen und Biotechnologie den Menschen der Zukunft formen

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Der Mensch der nahen Zukunft wird durch zwei wissenschaftliche Entwicklungen verändert werden: Das Doping des Geistes und die Biotechnologie. 2003 geriet der Pharma-Konzern Eli Lilly unter Druck, weil er Gratisproben des Antidepressivums Prozac per Post an Privathaushalte versandt hatte. 2004 gab das britische Verteidigungsministerium zu, über 24.000 Tabletten mit dem Wirkstoff Modafinil eingekauft zu haben. Modafinil hält nicht nur wach, die Substanz gilt als >>cognitive enhancer<<, soll also die Kapazität des Gehirns steigern. Die Frage ist: Was leistet die Wissenschaft im Bereich des Gehirndopings? Die Vergabe des amphetaminähnlichen Ritalin an Kinder, denen das Aufmerksamkeitsstörungs-Syndrom attestiert wird, zeigt die Schwierigkeiten, mit Wirkung, Nebenwirkung und sozialer Gesamtwirkung eines Medikaments umzugehen. Am anderen Ende der Alterslinie steht der geistige Abbau, der ebenfalls mit Neuro-Enhancement gestoppt werden soll. Die Phänomene der hyperkognitiven Kultur sind auch immer ökonomische. Die Marktwirtschaft wird zuküntig noch mehr Produkte liefern, die Hirn- und Körpervorgänge modifizieren. Hier muss eine Bestandsaufnahme ansetzen: Was leisten Medikamente schon jetzt, woran arbeitet die Industrie für die Zukunft und was bedeutet das für die Gesellschaft?