Texte zur Zeit

Über Tugendterroristen, Gesinnungspolizisten und Meinungsfreiheitskämpfer

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Nichts darf man mehr. Überall lauert Gefahr, das Falsche zu sagen oder zu tun. „Neger“ verschwinden aus den Kinderbüchern, Frauen wollen (angeblich) nicht mehr flirten, sondern starten stattdessen einen „Aufschrei“ gegen Alltagssexismus, und dass sich Deutschland „abschafft“, darf man auch nicht laut sagen (sondern nur einen Millionen-Bestseller darüber schreiben). Und auch der Sankt-Martins-Tag soll einem „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ weichen – aus Rücksicht auf „Mitbürger_innen mit Migrationshintergrund“.
Seltsam allerdings, dass der Vormarsch der „Politischen Korrektheit“ unaufhaltsam scheint, wo doch niemand dafür, aber alle dagegen sind: Wer würde sich schon freiwillig als „politisch korrekt“ bezeichnen wollen? Im Gegenteil: heldenhafte Meinungsfreiheitskämpfer und unerschrockene Diskurspartisanen soweit das Auge reicht. Ob Politiker oder Journalisten, Leserbriefschreiber oder Blogger: Wer den gegnerischen Standpunkt als „politisch korrekt“ diffamiert, hat schon fast gewonnen, ganz egal, ob es um Sexismus oder Rauchverbote, Rassismus oder Fahrradhelme geht.
Wer den Siegeszug und die Funktionsweise der wohl erfolgreichsten Zauberformel der letzten 20 Jahre verstehen will, sollte dieses Buch lesen.