Theater in Rudolstadt

Rudolstädter Schriften Band 2

von

Thüringen gilt als das klassische Land der Kleinstaaterei. Die zahlreichen Residenzen beförderten jedoch eine Blüte von Architektur, Kunst und Musik. Für die Heidecksburg, das Residenzschloss der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt sind seit 1665 Festspiele bezeugt, die zu den ältesten Deutschlands gehören. Natürlich wurde dort auch Theater gespielt.
Als sich auf dem alljährlichen „Vogelschießen“ (seit 1722) das Auftreten wandernder Schauspielertruppen als Zuschauermagnet erwies, wurde dafür 1793 ein eigenes Gebäude als Sommertheater auf dem Rudolstädter Anger errichtet. Im Jahr darauf begann die Weimarer Hofschauspieler-Gesellschaft eine denkwürdige Gastspielserie bis 1803. Goethe, der Direktor, war prägend für Spielplan und Aufführungspraxis, reiste aber nicht mit. Schiller dagegen erlebte seine Stück auf der Bühne des Komödienhauses und wurde Kult in Rudolstadt.
Vom Ruhm der deutschen Klassik zehrte man durch das ganze 19. Jahrhundert. Die Stadt bewahrte den Nimbus als Ort gelebter Kultur. Das Fürstliche Hoftheater verschwand 1919 und feierte als Landestheater unter städtischer Oberhoheit Auferstehung. Krisengeschüttelt, immer wieder mit finanziellen Nöten kämpfend, drangsaliert von staatlichen Propagandainteressen, blieb das Künstlervolk durch alle Anfechtungen dabei, seine zauberische Macht auf Köpfe und Herzen des Publikums zu verteidigen.