Theaterbibliothek

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Gerhard Rühm ist einer der wichtigsten Vertreter der „Wiener Gruppe“, einer der Protagonisten der konkreten Dichtung. Der Band versammelt Stücke, Texte und Entwürfe Gerhard Rühms, die mit dem Theater, dem Szenischen zu tun haben; sie sind konkretes Theater. Rühm hat sehr früh und sehr entschieden – von Beginn der fünfziger Jahre bis heute – nicht nur neue sprachliche Verfahren in seiner Arbeit erprobt und entwickelt, sondern hat diese neuen Methoden auch konsequent auf das Medium Theater übertragen.
In seinem Text „grundlagen des neuen theaters“ beschreibt er selbst den Ansatzpunkt seiner Arbeit: „ich versuche, durch eine sichtung der elemente des theaters, zu einer möglichst umfassenden erkenntnis der mittel und möglichkeiten des theaters zu gelangen. ich gehe dabei von der sprache aus (schon da jeder bewusste eindruck ein begreiflicher ist). die analyse und differenzierung eines bereiches muss folgerichtig zu einer solchen aller anderen bereiche führen (…) ´das neue Theater` ist nicht eine als stil festgelegte form des theaters, es besinnt sich auf die elemente und das wesen des theaters und zerfällt daher auf grund der auswahl und anwendung dieser elemente, sowie bedingt durch die gegebenheiten des ortes (größe, from und art des raums) in mehrere grundtypen, die ihrerseits noch weiter differenziert sind. aber es ist gekennzeichnet durch eine grundtendenz: der realistischen (´konkreten`) einstellung zum material. es handelt sich um die sinnlichen erscheinungsformen (vom menschen ausgehend), ihre beziehungen und deren wirkung.“
Rühm spielt nicht nur mit Buchstaben, Zahlen und Zeichen, Ausgangspunkt seiner Texte sind ebenso herkömmliche Dialogformen, wie concept art und Pantomime, und immer verlangen sie nach der Phantasie des Lesers oder des Spielenden. Da gibt es Ministücke, Hanswurststücke, und Wiener Dialektstücke, Konzept- und Aktionsstücke, eine Mickydrama und den Kammersänger hinter der Szene sowie das Stück, das die Frage beantwortet: „warum gehen, wenn die erde rund ist?“
Der hier vorliegende Band ist eine Neuauflage des 1972 erschienenen und lange Zeit vergriffenen Buches „ophelia und die wörter“.