ti amo ancora

66 jahre sex, drugs, rock ’n’ roll und arbeit ein kleinbürger auf der suche nach dem paradies

von

Seit Jahrzehnten zum ersten Mal allein, es ist
Weihnachten, ich kann es kaum ertragen. Ich,
der sich so gern geborgen fühlt und ohne fremde
Haut zu fühlen eigentlich gar nicht leben kann.
Gerade in den Altersruhestand getreten, die
bisherige Beziehung ist beendet und ich sitze nun
in einer fremden Stadt, in einer neuen Wohnung.
Kurz: Das Chaos hat mich restlos übermannt.
In dieser Einsamkeit, bei einer Flasche Calvados,
fällt mir mein vergangenes Leben ein, beginnend
mit meiner Geburt 1950 in der Lüneburger Heide,
dann während meines Sinnierens, höre ich
dem Gesang der griechischen Sängerin Maria
Farantouri zu und Gestalten werden wieder
lebendig, die mich durchs Leben begleitet haben.
Mein Leben zieht an mir vorbei und ich beginne
es aufzuschreiben, mit allem, was mich fasziniert,
gekränkt, gedemütigt und verletzt hat, aber
auch mit allem, was ich geliebt habe und meine
immerwährende, fast kindliche Überzeugung,
dass ich den Kopf oben behalten muss.