Torsten Hattenkerl. allmineral

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Grundlegende Elemente globalisierter Arbeits- und Lebenswelten fotografisch aufbereitet: Eine künstlerische Studie zur Lage der Alltags-Dinge am Beispiel weltweit verstreuter Produktionsstätten mit Maschinen der Firma allmineral und darüber hinaus ein Fotoatlas spätmoderner Lebensverhältnisse.

Über elf Jahre hinweg hat der Fotograf Torsten Hattenkerl mit seiner Kamera weltweit verstreute Produktionsstätten bereist, an denen Maschinen der Firma allmineral, Spezialist für die Aufbereitung von Kies, Sand, Kohle und Erz, in Betrieb sind.
Hattenkerl spürt mit seinem einerseits ethnographisch-biographischen und andererseits künstlerisch-dokumentarischen Blick, nüchtern und zugleich feinfühlig-empathisch, sichtbaren Strukturen und Eigenschaften nach und erfasst mit seinen Fotografien die Verflechtungen der Arbeits- und Lebensumstände, der Natur- und Kunstlandschaften, der Freizeit- wie der Arbeitsschauplätze, der maschinellen und der Kulturtechnik, die in Unternehmen wie allmineral zusammenfließen. Er zeigt uns herbe Landschaften am Rande der urbanen Zivilisation, die zugleich Ursprungsorte der Ressourcen sind und dadurch auch zwangsläufig die Eingebettetheit des in die Landschaft und den Boden eingreifenden Maschinenparks und der Verfahren, denn ohnehin ist fast jede Naturlandschaft bereits seit langem kultiviert und das selbst weit ab von den Großstädten.
Das Künstlerische an Hattenkerls Fotografien besteht daher gerade nicht in einem ästhetisch radikal markierten Gegensatz zur klassischen vielleicht noch nüchterner dokumentarischen Industriefotografie wie beispielsweise derjenigen Bernd und Hilla Bechers. Vielmehr scheint Hattenkerl, die Gelände der Fabriken und das natürlich-künstliche Milieu um sie herum gleichermaßen erkundend, fast analog zur konkreten Tätigkeit der Trennverfahren allminerals, eine Methode zur künstlerisch-fotografischen Erfassung, Sammlung, Sortierung und Rekombination von Grundelementen entwickelt zu haben. Dass es dabei auch ganz wesentlich um ein sinnliches Erleben dieser Bild-Welt geht, ist in entscheidendem Masse der Bildeditierung der Künstlerin und Kunsthistorikerin Marta Pohlmann-Kryszkiewicz zu verdanken.
Die vom Medientheoretiker David Sittler verfassten Texte des Buches treten verstärkt in eine konstruktive Spannung und einen Dialog mit den Bildern und ihren BetrachterInnen sowie möglicherweise deren eigenen Erfahrungen, da sie weniger als Bildinterpretation, sondern vielmehr als ein eigenständiges metaphorisches Textgewebe konzipiert sind, das eine dialogische Wechselwirkung mit den Bildern sucht. Die Texte sind als analytisch-theoretische kontrapunktische Begleitung zu verstehen. Gestaltet wurde das Buch von Luise Bartels.