Tragik im Weltlauf

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Eine schwere persönliche Konfliktsituation und die Erschütterungen des Ersten Weltkriegs haben Joseph Bernhart (1881-1969) existentiell mit der uralten Menschheitsfrage nach dem Bösen, seinem“ Woher« und“ Wozu«, konfrontiert.

Ergebnis der Auseinandersetzung mit ihr war die 1917 erschienene tiefgründige Studie „Tragik im Weltlauf«, mit welcher der damals Sechsunddreißigjährige seine eigentliche Laufbahn als freier katholischer Schriftsteller begann.

Das Werk zeigte schon in Vollendung Joseph Bernharts sprachliche Meisterschaft, die Konzentration seiner Gedankenführung, mehr noch sein leidenschaftlich bohrendes Fragen nach den letzten Gründen menschlichen Daseins, tief bewegt von der Wahrnehmung einer Tragik in der Menschheitsgeschichte wie im Leben des Einzelnen, deren „Wie“ der menschliche Geist bedrückend erfährt, deren Warum ihm aber verborgen bleibt.

Bei aller Breite seines schriftstellerischen Schaffens blieb Joseph Bernharts Denken lebenslang im Banne der erregenden Problematik seiner Frühschrift. Immer wieder kehrte er zu dieser Problematik zurück, immer von Neuem thematisierte er sie, suchte nach Wegen zu einer Antwort.

Frucht dieses geistigen Ringens waren seine – inzwischen wieder greifbaren – bedeutenden Schriften „De profundis« (1935, 5. Aufl. 1985), „Chaos und Dämonie. Von den göttlichen Schatten der Schöpfung« (1950, 2. erw. Aufl. 1988), „Die unbeweinte Kreatur. Reflexionen über das Tier« (1961, 2. Aufl. 1987) sowie zahlreiche Aufsätze und Vorträge, von denen die wichtigsten in diesen Band aufgenommen sind, darunter sein höchst aktueller Beitrag „Philosophischer Aspekt der demokratischen Krisis« (1960).