Trauer über einen Schmetterling

Erzählungen

von

Yi Ok (1760–1812) war Vertreter einer neuen Literaturbewegung, die sich von den verkrusteten literarischen Konventionen der Zeit um 1800 lossagte. Zwar ganz der konfuzianischen Gedankenwelt verbunden, hielt er sich doch nicht an die vorgegebenen Formen, in welche die damaligen koreanischen Gelehrten gepreßt wurden, sondern versuchte, seine Gefühle und Überzeugungen individuell und auf möglichst natürliche Weise auszudrücken. Dafür nahm er es auch in Kauf, in die Rolle des Außenseiters zu geraten.Yi Ok stammte aus einer Gelehrtenfamilie und zeigte schon früh seine Vorliebe zur Literatur. Im Alter von 31 Jahren legte er erfolgreich die Aufnahmeprüfung ab und wurde Student an der höchsten Erziehungsanstalt des Landes. Wegen seines angeblich niederen Prosastils rügt ihn 1795 jedoch König Jeongjo und verbot ihm die Teilnahme an der Prüfung für den Staatsdienst. Nach dem Tod seines Vaters widmete er sich schließlich ganz der Literatur. Bekanntheit erlangte er vor allem durch die biographischen Skizzen, die in diesem Band erstmals auf Deutsch präsentiert werden.In seinen Erzählungen wirft Yi Ok häufig einen traurigen Blick auf die Wirklichkeit, und er scheint die Welt wie durch ein Guckloch zu betrachten, wenn er winzige Gegebenheiten in seinen Fokus nimmt und sich um deren Beschreibung bemüht. Doch auch wenn es sich hier um die koreanische Welt des 18. Jahrhunderts handelt – viele der beschriebenen Mißstände und Verhaltensweisen der Menschen kommen dem heutigen Leser mehr als bekannt vor.