Treten sie in meinen Verein ein

Slam poetry

von

„Treten Sie in meinen Verein ein“ bittet Ralf Schlatter zu CD-Beginn seine ZuhörerInnen, nur um sie am Ende des Tracks zu mahnen, wieder schleunigst auszutreten. Sein Verein besteht nämlich nur aus ihm selbst. In dieser Umkehrung zeichnet er ein vierminütiges Sittenbild der kleinkarierten Vereinsmeierei. Auch wenn durch satte Reimschemen geprägt und von Wortspielen gespickt, wirken Schlatters Texte prosaisch. Er erzählt Geschichten. Manche beginnen im Alltag und steigern sich ins Fantastische, sei es ein Besuch bei der Buchmesse („Die Suhrkampschlampe“) oder ein Computerproblem („Mein PC“). Er gibt traditionellen Geschichten eine andere Wendung („Heidi for slam“) oder nimmt sich politische oder gesellschaftliche Themen vor („Mein Verein“, „Die reichsten Schweizer“).
„Treten Sie in meinen Verein ein“ zeigt Schlatters unverkennbare Slam-Poesie, wie sie auch auf den Slam-Bühnen wirkt: Sein ihm eigenes Reimschema – ein lyrisches Ping-Pong – treibt die Geschichten theatralisch und dynamisch voran. Da ist eine Vorliebe für Spielereien mit Alltagsworten wie Verlagsnamen („Die Suhrkampschlampe“) oder Bezeichnungen von ICE-Zügen („Minibarstar“), die Schlatter als Hintergrund der Geschichten dienen.
Schlatter hat die CD zusammen mit DJ Piotr (St. Johann/Österreich) produziert: So gerät etwa die Abrechnung an die reichsten Schweizer dank dem elektronisch verfremdeten Geräusch des Geldzählens zu einem wahren Industrial-Track. Zwei Live-Aufnahmen – darunter auch „Eine kleine Geschichte vom anderen Geschlecht“, der erste veritable „Slam-Hit“ in der Schweiz – dokumentieren schliesslich Atmosphäre und Dramatik bei Poetry Slams, wo Schlatter in den letzten Jahren häufig auftrat. So gewann er unter anderem im November 2001 in Hamburg den 2. Platz im Einzel des German International Poetry Slam, der Olympiade der deutschsprachigen Slamszene.
Ralf Schlatter lebt als Autor und Kabarettist in Zürich. Er hat zwei Romane veröffentlicht und zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Salzburger Stier 2004 zusammen mit Anna-Katharina Rickert für das duo „schön&gut“.