TriebFeder

Aphorismen

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Man wünscht dem vorliegenden Buch, dass es erst nach der letzten Seite beginne. Das ist – zumal als Einstieg – eine etwas undurchsichtige Paradoxie, aber niemand anderes als der Autor Horst A. Bru¬der selbst löst sie in seinem Aphorismus auf: „Manche Bücher beginnen erst nach der letzten Seite.“ Für den kundigen Leser von Aphorismen ist sie ohnehin weniger undurchsichtig; er versteht ohne weiteres, welche Bücher dann erst beginnen und warum sie es tun: dass es nämlich der rezeptive Nachhall ist, der bei „manchen“ eben die ästhetische Qualität ausmacht. Damit sind wir sogleich in der Mitte dieser Texte angelangt. Die Paradoxie ist eines ihrer Kennzeichen. Zu seinem Glück hat der Leser hier keine Lebenshilfe zu erwarten, wie sie die triviale Spruchweisheit mit ihren wohlfeilen Imperativen allzu oft kennzeichnet. Da steht lediglich eine bedenkenswerte Aussage: „Das Meiste, das fällt, hat zuvor nie gewankt.“ Wer sich bei Bruder nicht selbst hilft, und zwar mit dem eigenen Kopf, dem hilft niemand. Aber Vorsicht: Man kann auch ‚blindlings denken‘: „Wir denken oft blindlings, handeln aber sehend.“ (Aus dem Vorwort von Friedemann Spicker)