Trunkene Formeln bei Boddenlicht

Ein Studentenroman. Greifswald 1966–1971

von

Wer in den 1960er Jahren an Greifswalds Uni studieren durfte, der kleinsten des Landes DDR, fand eine nie erlebte,
bald heiß geliebte Biergemütlichkeit vor. Das Internat ,Fleischerwieseʻ hinter dem Bahnhof war Nährboden für die Jugendsünden trinkfester Kommilitonen. Doch die ‚Intelligenzʻ wurde eifrig bespitzelt, Partei und FDJ übten
Gesinnungskontrolle. In dieser Atmosphäre wurden Kneipen und Internate, auch die Studentengemeinde, zu Inseln
geistiger Freiheit. Norbert studierte Chemie, genoss sein Studentenleben. Er teilte mit Genossen Dandy und zwei ‚Alt-
semestern‘ ein Viermannzimmer, mit Dandy zudem die Beatles-Begeisterung. Sein Alter Ego, Bruder Benno, war stets in Gedanken dabei, steuerte Norberts Denken. Er traf Kirchenmusikstudent Erhard und drei musikalische Mädels, Gabi, Christina, Elisabeth. Erhards Begleiter, ‚Jesus‘ genannt, brachte nahrhafte Gaben ins Dreimannzimmer, das Norbert, Dandy und Olaf im dritten Jahr bewohnten. ‚Jesus‘ war unangepasst und wurde aus Stadt und Bezirk verwiesen. Für das Musikgenie Erhard wurde der Alkohol zum Verhängnis. Zwei Schulfreunde hatte Norbert. Karlo, Matrose der Volksmarine, träumte von der Flucht in die Welt. Mit Christof trampte Norbert drei Sommer durch die ČSSR, Polen und Bulgarien. Sie feierten den ‚Prager Frühling‘ und mussten im August ’68 in Krakau sein Scheitern erleben. Nach Liebschaften und Enttäuschungen traf Norbert Ulla, Chemiestudentin. Sie gründeten eine Familie, kämpften um Platz für das Kind.
Die Zeit in Greifswald wurde Legende. Ihre Höhepunkte und Glücksmomente, den Streit mit der FDJ und den Uni-Bürokraten bringt dieses Buch ans Boddenlicht. Und die Wahrheit? Bleibt Norberts Geheimnis.