Tübinger Forschungen zur historischen Archäologie

Zur Medialität und Praxis figürlicher Taufbecken des Mittelalters

von

Die Taufe ist wesentlicher Bestandteil des Christentums. Der Täufling wird gereinigt, in den Glauben und die religiöse Gemeinschaft eingeführt. Bereits im Mittelalter wurde dieser rituelle Akt mit geweihtem Wasser durchgeführt, das sich im Regelfall in hölzernen, steinernen oder metallenen Becken befand. Oft waren diese Taufbecken zentral im Kirchenraum platziert und im Zusammenhang von Altar, Wandmalerei oder Prozessionsweg inszeniert. Die Gefäße wurden häufig aufwendig verziert, mit Bildern und narrativen Sequenzen ausgestaltet oder mit Inschriften versehen. Als Gebrauchsgegenstände des Taufsakraments und der Taufwasserweihe waren sie in rituelle Praktiken eingebunden. Die räumliche Inszenierung und die figürliche Ausgestaltung mit Bildern und Inschriften nehmen auf diese Zusammenhänge Bezug. Durch die Analyse der Artefakte werden Aussagen über Wahrnehmungskonventionen, materielle Praktiken des Sakralen und Medialitätskonzepte des Mittelalters getroffen.
Der vorliegende Band fragt nach den Strategien und Intentionen derartiger Inszenierungen und Ausgestaltungen, wobei sowohl archäologische, kunsthistorische, historische wie liturgiewissenschaftliche Quellen ausgewertet werden. Dabei wurden die Taufgefäße nicht nur in ihren theologischen, religiösen und künstlerischen Implikationen erfasst, sondern auch in ihren sozialen, politischen und medialen Dimensionen betrachtet.