Tübinger Forschungen zur historischen Archäologie

Versuch einer methodolgischen Grundlegung der Archäologie als Geschichtswissenschaft

von

Die ursprüngliche Konzeption der vorliegenden Arbeit basiert auf Ideen und Entwürfen, die während meiner Magisterarbeit über die Funde einer spätmittelalterlichen Glashütte im Schönbuch bei Tübingen entstanden sind . Die bemerkenswerte Dichte und Geschlossenheit dieser Quelle schien eine ganzheitliche, die Funde transzendierende historische Auswertung zu erfordern. In Ermangelung einer ausgearbeiteten, kohärenten historischen Methode kam ich nicht umhin, mich nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip langsam dem ‚historischen Potenzial’ dieser Quelle anzunähern – möglicherweise im Rahmen unserer Disziplin kein unübliches Verfahren. Die dabei zusammengebrachten methodischen Elemente, welche sich als den Charakteristika des weitgehend vollständig ergrabenen und dabei gut erhaltenen Produktionskontextes adäquat erwiesen , schienen einer generalisierenden Betrachtung zugänglich zu sein. Der Weg von der ein Stück weit intuitiv entstandenen, am empirischen Einzelfall orientierten historischen Methode hin zu einer ausgearbeiteten Methodologie jedoch ist weit. Die vorliegende Arbeit soll die wesentlichen Desiderate des bis dato Entwickelten aufarbeiten: in erster Linie die Fixierung auf einen einzigen, allerdings sehr aussagekräftigen archäologischen Kontext, die argumentative Gründung auf die sachkulturellen Relikte, die mangelnde wissenschaftstheoretische Fundierung sowie die fehlende Integration in die disziplinäre Wirklichkeit der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Insbesondere war von den besonders günstigen Bedingungen des Produktionskontextes Glashütte abzusehen, dem in mannigfaltiger Weise verschiedene Aspekte derselben oder verschiedener, miteinander technisch verbundener Arbeitsprozesse interpretativ abzugewinnen waren.