Tugend

Über das, was uns Halt gibt

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Tugend und Anstand haben wieder Konjunktur. Geredet wird darüber zumindest viel, mit der Umsetzung hapert es noch. Dabei ist es allerhöchste Zeit, dass wir Ernst machen mit der Tugend, erklärt der Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer. Denn unsere Zeit, mit ihrem entfesselten Kapitalismus, ihrer Egozentrik, ihrer Technologiegläubigkeit und ihrem Optimierungswahn, braucht ein Orientierungssystem: Richt-Werte, die unserem Leben Halt geben, die es individuell und gesamtgesellschaftlich glücken lassen.

Reimer Gronemeyer definiert neun gegenwärtige Tugenden: Sanftmut, Freundschaft, Liebe, Gelassenheit, Güte, Treue, Selbstbegrenzung, Einfachheit und Empathie. Zusammen bilden sie die Basis eines bewusst geführten Lebens, das Rücksicht nimmt auf die Mitmenschen und die Umwelt. Denn die negativen Auswüchse unserer Zeit sind ja keine Schicksalsschläge: Wir können uns gegen Hass, Gier und Ignoranz entscheiden und zu einem freundschaftlichen Umgang mit der Welt finden.

Für Reimer Gronemeyer geht es nicht um lässigen Anstand, um gute Manieren mit guter Haltung: Es geht ums Ganze. »Tugend« ist auch ein Alterswerk: Das leidenschaftliche, kämpferische Werk eines Mannes, der mit seinem Leben und seinen Büchern für eine Welt eintritt, die wieder menschlicher und freundlicher wird. Es geht Reimer Gronemeyer nicht darum, das Gestern zu bewahren. Sondern um ein Morgen, das uns allen eine lebenswerte Perspektive bietet.