Über ›Kulturpublizistik‹

Vier Vorlesungen

von

Der ›Intellektuelle‹ wird von Veranstaltern, von der ›Öffentlichkeit‹ immer wieder aufgefordert, etwas zu einem bestimmten Thema zu sagen, eine geistreiche Rede, einen konzisen Vortrag zu halten. Das ist für Franz Schuh, einen der brillantesten Intellektuellen Österreichs, die Ausgangskonstellation seiner Überlegungen: Kann Reden Arbeit sein? Und ist die Vorbereitung einer Rede ›wirkliche‹ Arbeit?

Es ist höchst vergnüglich, Franz Schuh bei der Niederschrift seiner Gedanken zu begleiten, wie er seine Gegenstände von allen Seiten betrachtet, selbstreflexiv und mit sanfter Selbstironie, präzise und zugleich mit Lust an der von Neugierde getriebenen Abschweifung.

Die vier Vorlesungen, im Frühjahr 1987 in der Alten Schmiede vorgetragen und hier endlich wieder zugänglich gemacht, stellen sich grundsätzlichen Fragen, wie etwa: Wo ist das Denken zuhause? Und was bedeutet die permanente Ausdehnung der Öffentlichkeit für das Denken? Schließen Wahrheit und Öffentlichkeit einander aus? Wenn Schuh über ›Kulturpublizistik‹ schreibt und nachdenkt, fragt er genau nach, wie ›Kultur‹ definiert werden könnte, was Kultur ausmacht und welche Rolle der Publizist und die Publizistik spielen.

Schuh begegnet dabei nicht nur den Hohlheiten der Aufmerksamkeits- und Öffentlichkeitsökonomie, er ist – immer wieder in Werken der Philosophie nachschlagend – nicht um klare Antworten verlegen. Denn gerne werden ›die Verhältnisse‹ als Ausrede genutzt; da macht Schuh aber nicht mit: ‚Ich glaube – Tautologie! –‚ dass man unter den Verhältnissen, die bestehen, denken, philosophieren muss, und dass man sich nicht andere Verhältnisse ausdenken soll, unter denen das eigene Denken besser Bestand hätte‘.

Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse und 2009 den Tractatus (Preis des Philosophicum Lech). Zahlreiche Buchpublikationen, zuletzt: Der Krückenkaktus. Erinnerungen an die Liebe, die Kunst und den Tod (2011).