Unsortiert

von

Dietrich Nolte, in einem von Pedanterie geprägten Elternhaus aufgewachsen, entwickelt eine zwanghafte, anankastische Persönlichkeitsstruktur. Alles will sortiert und geordnet werden. Während sein zwanghafter Charakter anfangs allenfalls eine Spielart einer besonderen Persönlichkeit darstellt, entwickelt er im Laufe des Lebens ein Verhalten, das anfangs noch als Marotte, später aber als schwere psychische Erkrankung bezeichnet werden muss: Dietrich erkrankt an einem neurotischen Kontrollzwang.
Er muss fortwährend alles kontrollieren, die profansten Dinge des Alltags, anfangs nur sporadisch, später festgelegt regelhaft, dutzendfach, hundertfach. Anfänglich weiß er seine Zwänge noch unter Kontrolle zu halten, sie vor Mitmenschen zu kaschieren, noch verläuft alles sortiert. Doch sein Leben beginnt in Unordnung, im weiteren Verlauf dann völlig aus den Fugen zu geraten.
Er wird Arzt in einer großen Klinik, erlebt die Demütigungen und Drangsalierungen in der Klinikgaleere und den ausufernden Stress am Patientenfließband einer Herz-Thorax-Chirurgie, es entwickelt sich eine belastende Dreiecksbeziehung zu zwei Frauen. Dietrich wird zum kaltblütigen Mörder … Parallel zu den äußeren Unruhen entwickeln sich seine krankhaften Zwangsstörungen fortan unkontrollierbar in einem grotesken Ausmaß.
Seine Kontrollen geraten völlig außer Kontrolle … Ein nicht alltäglicher Roman, in vielerlei Hinsicht aus erster Hand: Der Autor ist Arzt, gewährt Einblick in die hoch technisierte Medizin der Patientenfabrik, wie gleichsam in die Charakteristik dieser neurotischen Zwangserkrankung. Ein sehr emotionaler und zugleich spannender Roman, der unglaublich nahe geht.