Unter Tieren

von

Hebel, ein Mann fortgeschrittenen Alters, hat die Menschheit zunehmend satt. Er will keine neuen Menschen mehr kennenlernen. Lieber vereinsamt er, und das mit Behagen. Er geht zu den Tieren: Gegenstand niemals ermüdender Anschauung, der Bewunderung, des Nachsinnens. So war die Schöpfung gemeint, denkt Hebel. Er beobachtet, macht Notizen, legt Zeitungsmeldungen beiseite. Und während sein Freund Anderberg in seinem Haus tote Käferchen und Fliegen in einem Schaukästchen sammelt, ordnet Hebel seine ‚Zettelwirtschaft‘ zu einer Art Tagebuch mit Tieren. ‚Unter Tieren‘ ist formal und inhaltlich ein Buch ungewohnter Art, ein erzählerischer Essay in knappen, pointierten Texten. Die immer erneute, immer anders gefasste Verwunderung über die Kreatur: ‚Das Tier dir anheim gegeben, der du doch nur ein Mensch bist: tiefste Rührung, Verzückung.‘ Die Verletzbarkeit dieser sprachlosen Welt vor Augen, hegt Hebel die bittere Vermutung, dass der Mensch seiner Welt nicht würdig war.