Utopie der Planetarität

Herausforderungen für die Mittelschichten inmitten des Klimawandels

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In seinem zornigen, soziologisch-ethnopsychoanalytisch orientierten Wissenschaftsessay bringt Apsel die letzten Jahre unserer Gesellschaft auf den Punkt. Dabei spart er nicht mit subjektiven Erfahrungen, die jedoch gleichzeitig den Erkenntnisprozess vorantreiben. Er räumt mit liebgewonnenen theoretischen Argumenta­tionssträngen auf, benennt die uns versklavenden, kapitalistischen Herrschaftsstrukturen, in denen wir selbst zu Sklaventreiber*innen geworden sind: »no place to hide«.
Nachdem die Fallhöhe der Mittelschichten ausgelotet und ihr Handeln kritisiert ist, erst dann ist es möglich, eine Utopie der Planetarität als planetares Handeln, Denken und Fühlen zu entwerfen – und auf Leute zu hoffen, die den Ball aufnehmen, um darüber zu verhandeln, wie die Menschheit Planetarität solidarisch, demokratisch und als Vereinte Nationen auf der Basis der Menschenrechte wird leben können.
Einige Jahre nach der Jahrtausendwende entwickelten sich bei mir Gewaltphantasien in Bezug auf Denkstrukturen und Handlungspraxen, die einfach veraltet sind und in ihrer Destruktivität unermessliche Schäden als Konsequenz bereithalten: z. B. der Flugverkehr und die Autoindustrie, das Agrar- und Agrogentechnikbusiness und der militärisch-hegemoniale Industriekomplex mitsamt den dazugehörigen Finanzstrukturen, der medialen Aufbereitung und der politischen Kollaboration. Wir könnten eigentlich nicht so weiterleben, wenn wir diese Erkenntnisse tief in uns einsickern lassen würden: Schuld und Scham wären überwältigend, meine Gewaltphantasien dienten zu deren Abwehr.
Jedoch – die Menschheit entscheidet sich Tag für Tag für diese kapitalistische Ökonomie, und wir alle bringen sie voran mit destruktiv-kriegerischem Konkurrenzhandeln im Kleinen wie im Großen. Die Anderen in die Pfannen hauen, sie beschämen und erniedrigen, all das geschieht global, indem wir uns selbst erhöhen und keine Zeit zum Nachdenken über unser Handeln aufbringen möchten – und das schon gar nicht ändern wollen. Jedoch – wir merken auf: Das Klima hat sich gewandelt! Der Globalismus ist herrschende Praxis und wir kämpfen erbarmungslos alle mit – für Reichtum, Reichtum, Reichtum! Jedoch – es herrscht kollektives ADHS und da helfen keine Pillen: Der »Klimawandel« geht einfach weiter, nein, er steigert sich – und wir sollten bei ziemlich Vielem nicht nur auf die Bremse treten, sondern stoppen, aussteigen und uns verändern, damit die Zukunft planetar lebbar wird.