Verdreht

von

Eine dieser Jahrgangs-Partys. Andreas beobachtet Birgit, das von ferne angehimmelte Mädchen, wie sie einen Bekannten mutwillig verletzt und dann ungerührt mitansieht, wie der beinahe im Pool ertrinkt. Andreas rettet Düker und besucht ihn ein paar Tage später im Krankenhaus, und der erzählt ihm eine merkwürdige Geschichte. Birgits Freund sei nach einem gemeinsamen Urlaub vom Balkon gefallen und dabei zu Tode gekommen. Ein tragischer, lächerlicher Unfall. Aber Birgit und Andreas verlieben sich. Und dann gibt es plötzlich noch eine etwas andere Version der Geschichte. Es sei so gut wie unmöglich, aus Versehen von diesem Balkon zu stürzen. Ist auch Andreas` Leben in Gefahr?
Immer geht es um Geheimnisse in diesem Prosaband – in dieser längsten, etwa zwei Drittel des Buches einnehmenden, auch formal avancierten Titelnovelle wie auch in den anderen Stories. Nicht immer sind es die ganz großen Mysterien, aber allemal sind sie lebenswichtig für die Protagonisten, die sich mit ihnen herumschlagen. Und alle Mühe ist vergeblich. Wie bei dem Paar, das sich zur Familienplanung in die Toskana begibt und dort erkennt, daß es keine Familie geben wird. Wie die beiden Liebenden, die sich auf dem Jahrgangstreffen wiedersehen und immer noch nicht verstehen, warum sie sich damals getrennt haben.
Frank Schäfer beobachtet und belauscht seine Figuren, geht ganz dicht ran und stenografiert alles mit, ein verdächtiges Zucken der Augenlider, einen Versprecher, eine schiefe Geste, aber hinter ihre Geheimnisse kommt auch er nicht.