verlag am park

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Seine Vorfahren wanderten aus dem Kanton Wallis ein, weshalb er diesen Namen trägt. In den Erinnerungen nennt er sich aber Bruno Schweizer. Kann sein, dass dies auch mit Konspiration zu tun hat. Denn als er in den fünfziger Jahren in Bonn arbeitete, wollte ihn mancher Geheimdienst haben. Auch die Organisation Gehlen, aus der der BND wurde. Gerd Walleiser, der gegen die deutsche Teilung war, entschied sich für die Auslandsaufklärung der DDR. 1957 kam er für fast drei Jahre wegen »landesverräterischer Beziehungen« in den Knast.

Inzwischen ist Walleiser 100. Gemessen daran ist jene Zeit nur Episode. Die Bilanz des Journalisten, der mit 18 beim „Völkischen Beobachter“ begann, beim „Drahtlosen Dienst“ sein Zeugnis bekam, nach dem Krieg für den „Telegraf“ und „DPD“ tätig wurde, schließlich Reporter bei der WAZ war, um bei Gründung der BRD sich in Bonn als Freier Journalist niederzulassen, hat einiges zu erzählen. Anders als andere Autographen berichtet er in Episoden und Begebenheiten, in Reportagen und Dialogen, die oft zunächst mit ihm nichts zu tun haben. Das täuscht. Er legt ein wahrhaftiges Zeugnis ab, erinnert sich nach dem Prinzip, dass ein Journalist beobachtet und sich nicht vereinnahmen lassen darf. Zu allen Zeiten.

Walleiser ist ein exklusiver Zeitzeuge der Publizistik in Deutschland. Vermutlich ist er der letzte lebende Journalist, der aus eigener Anschauung über die Arbeit des Reichspropagandaministeriums und den „Drahtlosen Dienst“ berichten kann. Spannend seine Berichte über die politischen Interna in Bonn nach der Gründung der Bundesrepublik, als sich Altes und Alte neu sammelten.