verlag am park

von

mmanuel Kant, so heißt es, sei nur deshalb so alt geworden, weil er einen regelmäßigen Tagesablauf pflegte und viel unterwegs war. Allein, um seinen Gedanken besser nachgehen zu können. Dabei verließ er nie seine Heimatstadt Königsberg in Ostpreußen.

Renate Hoffmann wandert auch meist allein. Allerdings nicht nur dort, wo sie lebt, sondern überall, wo sie noch nie gewesen war. Am Inn zum Beispiel. Sie teilt sich den Flusslauf in Abschnitte ein, und in einem Jahr nimmt sie diese und im anderen Jahr eine andere Strecke, auf der sie dann auf Entdeckungstour geht. Egal, ob’s regnet oder der Wind scharf geht. Und daheim wird darüber anschließend Mitteilung gemacht für jene, die die Mühe scheuten. Ist es Mühe, die Welt mit eigenen Augen zu erkunden? Für Renate Hoffman nicht. So weit die Füße tragen, ist sie unterwegs. Wie Kant oder wie Fontane …

Das Fontane-Jahr trieb sie ins Brandenburgische. Und was entdeckte sie dort? »Theos Schuh aus derbem Leder, gegerbt und imprägniert durch Wasser, Wind und Wetter. Er ist durch märkischen Sand gelaufen und durch märkische Pfützen.« Und die neugierige Feuilletonisten bemerkt auch, dass »der Absatz dreimal vom Schuster angesetzt« worden war. Offenkundig trug auch damals die Schreiberei keinen Profit ein. Allerdings führt der Umstand, dass nur ein Schuh und kein Paar im Museum zu sehen ist, zu Fragen wie diesen: »Wie kam er in sein Quartier mit nur einem Schuh? War ihm der zweite im Unterholz abhanden gekommen? Lief er auf Strümpfen weiter?« Solche und ähnliche Überlegungen gehen der Wanderin aus Leidenschaft durch den Kopf, wenn sie einfache Dinge am Wegesrand, in Museen, Ausstellungen oder in Büchern sieht. Warum, wieso, weshalb? An Beobachtungen wie diesen und ähnlichen Merkwürdigkeiten lässt uns Renate Hoffmann gern teilhaben. Und ihr Lebensgefährte Peter Hoffmann kommentiert sie mit dem Zeichenstift. Warum nimmt er Papier und keine Kamera? Könnte man auch fragen …