Verlorenort

(Kein) Roman

von

Die Hauptfigur dieses (Nicht-) Romans Anna S. leidet unter dem Asperger-Syndrom. Sie entwickelt mit zunehmendem Alter lesbische Neigungen. Und sie ist eine Außenseiterin, ganz und gar. Fühlt sich weder dazugehörig, noch sind ihre Spitz-auf-Knopf-Gedanken von dieser Welt, die für sie die von Grund auf verkehrte ist. Weswegen sie sich, kaum dass ihre Leseleidenschaft erwacht ist, zu dem österreichischen Quertreiber Thomas Bernhard und seinen unerbittlich abrechnenden Romanen hingezogen fühlt. Wenn ein nicht unbeträchtlicher Teil der heute lebenden Menschheit nicht bloß in Deutschland zu rechtsradikalen Meinungsäußerungen und entsprechend motivierten gewaltsamen Übergriffen tendiert, wenn Politiker und ihre Erfüllungsgehilfen der Bevölkerung ein Opfer nach dem anderen bescheren und abverlangen, damit Deutschland den Spitzenplatz einnimmt, der ihm nach der (un-) bescheidenen Meinung der maßgeblichen Subjekte aus Politik und Wirtschaft gebührt, dann findet Anna S. das alles nur noch abstoßend und ekelerregend und zieht es vor, gedanklich und überhaupt den Weg in die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Mit, wen wundert’s, für sie ziemlich unbekömmlichen Folgen.

Romahn Schreiber, der Herausgeber dieser radikalen Lebensbeichte, ist freier Schriftsteller. Mit dem Schwerpunkt auf der Erzählkunst, sprich: Roman, Aufsatz und Glosse. Neue Tendenzen und eingefahrene Gleise. Kitsch und Provokation. Ein kulturelles Quidproquo. Mit einem unbezähmbaren Hang zur Camouflage.