Villa Paragone

Thesen zum Ausstellen. Nr. 19 der Schriftenreihe Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle

von

The Power of Placement

Das Medium Ausstellung hat Hochkonjunktur. Jeder und jede stellt aus, was er – oder sie – nur kann. Man hängt hin, was man hat, stellt hin, was man hat – und verweist voller Stolz darauf, was man da hingestellt und -gehängt hat. Auf Websites, auf Kunstwerke oder Würste und Parfums, ja auf die allerpersönlichsten Dinge wird ebenso demonstrativ wie motivarm verwiesen, als handle es sich dabei um den Stein der Weisen. An Entblössungstechniken und Offenbarungsideen besteht also kein Mangel. Die theoretische Debatte zu Theorie und Praxis des Ausstellens aber hinkt den Ereignissen hinterher.

In Villa Paragone werden die spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten des Ausstellens besprochen, die Entwicklungsgeschichte des Ausstellens umrissen und der Blick auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Theorie und Praxis des Ausstellens gerichtet. Dabei geht es auch um das Prinzip des Vergleichs (paragone), denn Ausstellen heisst immer auch: Vergleichen. Hinstellen ist das eine, Ausstellen etwas anderes – den Unterschied macht die Qualität des Vergleichens aus, und auch die Chance, das Verglichene als Vergleich zu erkennen und einzuordnen.
Und das betrifft unterschiedlichste Disziplinen und Kompetenzen: Museen und Museologen, Designer und Sammler, Historiker und Szenografen, Ausstellungsmacher und Konservatoren, Dekorateure und Journalisten, Messebauer und Grafiker oder Architekten.

In 31 Beiträgen befassen sich namhafte Autoren aus unterschiedlichster Sicht mit dem Medium «Ausstellung» und gewähren so einen vertieften Einblick in die gegenwärtige Diskussion.

Aus dem Inhalt:

Karin Rebbert, Genius Loci? Der Volkspark Halle als Produktions- und Aufführungsort spezifischer Formen von Wissen

Hans-Dieter Bahr, Exponiert – Gedanken über Vergleiche

Hermann Sturm, Hinkende und andere Vergleiche – ein Kaleidoskop

Joachim Penzel, Sehen – Sprechen – Lesen. Gemäldegalerien als diskursiver Kontext. Ein historischer Exkurs

Alexander Klein, Inszenierung versus Information? Anmerkungen zu einem Grundkonflikt modernen Ausstellens

Gottfried Korff, Deponieren, Exponieren – am Beispiel kulturhistorischer Ausstellungen

Matthias Buschle, Zum Ausstellungsvokabular: Rahmen, Sockel und Legende

Claus Veltmann, Vom Ordnen der Dinge. Zur Geschichte der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen im 18. Jahrhundert

Philipp Blom, Napoleons Gardinen und der Mut zur Vergänglichkeit

Franco Clivio, Sammeln fürs Design

Roland Albrecht, Vom Sortieren der Dinge oder: Wenn Dinge sprechen

Ann Rose, Rhetorik der Dinge (Seminararbeit)

Jens Soentgen, Unausstellbar? Atome ausstellen

Elke Krasny, Unsere Welt in den Augen der Welt. Identität und Authentizität als Frage der Gestaltung im Medium Weltausstellung

Beat Gugger, Heimatmuseum: Die Konstruktion einer Welt – mit Zukunftsperspektiven

Karls Stocker, Der Berg der Erinnerungen. Bemerkungen zur Konstruktion von Geschichte in Ausstellungen

Thomas Bullinger, Se, for fanden, se! Die Deutsch-Dänische Galerie Berlin

Andrea Zaumseil, Zu Fragen der Ausstellungspraxis: Vom Privaten und Öffentlichen

Annette Tietenberg, Lassen sich Prozesse ausstellen? Die Ausstellung Anti-Illusion: Procedures / Materials als Fallbeispiel

Renate Luckner-Bien, Diskurs – Selbstbild – Leitbild – Profil. Thesen zum Auf- und Ausstellen einer Kunsthochschule

Thomas Hamann, Ausstellung versus Bühne. Ein Medienvergleich

Alfred Hückler, Design-Ausstellungen

Rainer Groh, Lob des Zappens

Frithjof Meinel, Ausgestelltes Design entsockeln – Drei Beispiele, ein Fazit

Carlo Bernasconi, Heimelig oder: Die Möblierung eines Adjektivs

Jakob Gebert, Ausstellungsarchitektur – Aspekte des Entwerfens

Alexander Vohl, Präsentative Elemente der Architektur

Alex Müller-Schöll, Von Äpfeln, Birnen und anderen gefühlten Vergleichen

Das Symposion

Zitate – Exponate: Ein Literaturmuseum (Maike Fraas)

Faits divers

Matthias Götz, Villa Paragone – Thesen zum Ausstellen