Visionäre Bahnprojekte

Die Schweiz im Aufbruch

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„Visionäre Bahnprojekte“ stellt erstmals detailliert und umfassend Projekte und Studien vor, die, um die vorletzte Jahrhundertwende entwickelt, gestern wie heute faszinieren und polarisieren. In keinem Land der Welt sind derart viele Berg- und Talbahnen geplant worden wie in der Schweiz. Vor über hundert Jahren überbieten sich Ingenieure und Industrielle mit Plänen und Ideen. Der unerschütterliche Glaube an den technischen Fortschritt siegt im ausgehenden 19. Jahrhundert über alle Mahner und Kritiker. Viele dieser plötzlichen Erleuchtungen prägen den Zeitgeist, die Inspirationen entspringen aber auch spekulativen Absichten mit verlockenden Aussichten auf hohe Gewinne und satte Dividenden. Euphorisch berichten die Zeitungen über phantastische Pläne und lösen damit im mittelständischen Bürgertum landesweite Begeisterung aus. Bis zur Jahrhundertwende werden von Nationalrat, Ständerat und Bundesrat Eisenbahn-Konzessionen beinahe à discrétion ausgestellt. In der Jungfrau-Region stapeln sich zwischen 1870 und 1914 (Belle Epoque) 74 Bergbahn-Projekte. Auch in andern Landesteilen spriessen Ideen und Visionen aus dem Boden, die auch aus heutiger Sicht interessant und visionär sind. Drei Beispiele: Tunnel-Verbindung Adelboden-Kandersteg (1912), Zahnradbahn Lenzerheide-Arosa (1908) und Sierre-Zinal- Zermatt (1898). Fundamentale Interessen treffen aufeinander und polarisieren: Hier die Visionen und das Geld. Dort eine Talbevölkerung, die von der überbordenden Entwicklung überrollt wird. Mit „Spekulanten“ und „Kapitalisten“ werden die Initianten dieser Projekte beschimpft.
Ein ganzer Wirtschaftszweig sieht sich in seiner Existenz bedroht. Erst nach und nach legen sich die Graben- und Klassenkämpfe. Der Triumph der Bahnen bringt neue, ungeahnte Verdienstmöglichkeiten und Prosperität in die Täler.