Vom Osteuropa-Lehrstuhl ins Prager Rathaus

Josef Pfitzner 1901-1945

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Josef Pfitzner, der 1901 in Petersdorf in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde, machte eine steile Karriere, die aber schon im September 1945 am Galgen endete. Er studierte an der deutschen Universität in Prag und wurde dort auch zum Professor für osteuropäische Geschichte ernannt. Er war ein äußerst produktiver Historiker. Besonders seine Werke zum Großfürst Witold von Litauen und zum russischen Revolutionär Michail Bakunin werden heute noch zitiert. Als Rezensent und genauer Beobachter der tschechischen Historiografie gewann er die Anerkennung seiner tschechischen Kollegen. In den 1930-er Jahren entwickelte er sich jedoch zum Ideologen des Sudetendeutschtums und stellte sich in den Dienst der Sudetendeutschen Partei. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Prag im März 1939 wurde er zum stellvertretenden Oberbürgermeister von Prag ernannt. In dieser Funktion verfolgte er das Ziel, aus Prag eine deutsche Stadt zu machen. Seine rücksichtslose Politik sowie seine nationalsozialistischen und antisemitischen Reden machten ihn so verhasst, dass etwa 50.000 Prager seine Hinrichtung miterleben wollten.

Das Buch ist entstanden aus einer Zusammenarbeit mit dem Prager Masaryk-Institut.