Vom Schwarzmarkthändler zum Diplomingenieur

Erinnerungen

von

Geschichte ist nicht nur die Summe der Erkenntnisse aus Akten und Dokumenten, nicht nur die Auswertung offizieller Materialien und Schreiben. Geschichte ist auch ein sehr privater Vorgang, ist das subjektive Erleben von Ereignissen, die eine Zeit prägen. Immer wieder gerinnt solche Geschichte auch zu Geschichten, weil immer wieder Menschen ihre Erlebnisse für aufschreibens- und bewahrenswert erachtet haben. Zu Recht, wie ich meine. Der individuelle Blick auf ganze historische Epochen kann sehr wohl zu deren Verständnis beitragen.Genau das hat Fritz Dolge mit seinen Erinnerungen „Vom Schwarzmarkthändler zum Diplomingenieur“ getan. Wer sich für die Geschichte der Stadt und auch des Kreises Köthen interessiert, vor dessen geistigem Auge ersteht hier anekdotenhaft wenigstens ein Teil dieser Geschichte wieder, ob sie sich nun in der HO abspielte, im VEB Förderanlagen- und Kranbau oder in der Gröbziger Spinndüse. Nicht zuletzt für diejenigen, die selbst Mitgestalter dieses Teils der Geschichte waren, ist dieses Buch interessant – als Bestätigung dessen, was man selbst erlebt hat, oder auch als Reibefläche für eigene, vielleicht andere Erinnerungen. Wie auch immer: Lesenswert ist das allemal, und neue Erkenntnisse und Erfahrungen gewinnt man auch.Fritz Dolge spannt dabei den Bogen über drei Gesellschafts –Perioden, legt den Schwerpunkt seines Werkes aber deutlich auf die DDR – Zeit. Dabei ist besonders bemerkenswert, dass und wie der Autor die eigene Vita mit ihren Motivationen und Eigenarten einbindet in das gesellschaftliche Geschehen, an dem Dolge an nicht unwichtiger Stelle teilhatte.Ich kann den Erinnerungen Fritz Dolges nur viele Leser wünschen – und vielen Lesern den Mut, es Fritz Dolge nachzumachen. Die Summen dessen, was von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, ob nun schriftlich oder mündlich, sind auch Bausteine für die Zukunft.Matthias Bartl, Mitteldeutsche Zeitung Köthen