Vom Sinn des Leidens

Die Bedeutung systemtheoretischer, existenzphilosophischer und religiös-spiritueller Anschauungsweisen für die therapeutische Praxis

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Die Frage nach dem Sinn des Leides – und damit des Lebens an sich – beschäftigt die Geisteswissenschaften von allem Anfang an.
In der vorliegenden Abhandlung wird die Frage nach dem Sinn des Leidens und den Möglichkeiten von dessen Überwindung zunächst aus drei erkenntnistheoretischen Perspektiven erörtert: Systemtheorie, Existenzphilosophien sowie Religion und Spiritualität. Sodann wird der Niederschlag dieser Auseinandersetzung in verschiedenen Teilgebieten der Psychologie und der Psychotherapie diskutiert. Erlebnisberichte von Betroffenen illustrieren die Ausführungen; sie bilden aber nicht das zu analysierende Corpus. Dieses besteht vielmehr aus der Vielfalt der methodischen Zugänge, die zur Analyse des Leidphänomens herangezogen werden. In diesem Sinne kommt dieser Abhandlung ein metaanalytischer Charakter zu. Das zentrale Bezugssystem ist das existentielle Denken. So reihen sich die hier dargestellten Anschauungsweisen in die Tradition einer fachübergreifenden phänomenologischen Anthropologie ein.
Die herausgearbeiteten Erkenntnisse werden systematisiert und in einem perspektivischen Modell für die Untersuchung der Sinnfrage verdichtet. Dieses Modell stellt einen bisher nicht existierenden Rahmen dar, auf dessen Basis Sinnfragen wissenschaftlich (standardisiert, empirisch überprüfbar) angegangen werden können. Die Konzepte hinsichtlich eines therapeutischen Umgangs mit Leid, die im Modell festgehalten sind, werden anschliessend anhand der empirischen psychotherapeutischen Literatur der letzten 20 Jahre auf ihre Praxistauglichkeit überprüft.
Diese Abhandlung stellt damit einen Beitrag zur Verbindung zwischen philosophischem Denken und therapeutischem Handeln dar.