Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens

Prosa und Szenen 2002 - 2004

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Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens: In Toronto sah ich einen Tischaufsteller für einen Kuchen. Der Kuchen hieß „Fudgy peanut butter clutter“. Unter der Abbildung des Gebäcks wartete eine sprachlich reichhaltige Inhaltsangabe auf interessierte Leser: „A dark chocolate cookie crumb crust filled with peanut butter mousse cluttered with milk chocolate chunks, peanuts and crushed peanut cups“ – Semikolon! – „topped with a fudge border and milk chocolate drizzle“. Abgesehen von diversen Naturschönheiten und dem Umstand, daß in Kanada auffällig wenig mobil telefoniert wird, sowie abgesehen von der Sitte, in Montreal vor sämtlichen öffentlichen Gebäuden Beete mit grotesk überdiemensioniertem Zierkohl anzulegen, und darüber hinaus auch noch abgesehen von der Tapferkeit, mit der die Bewohner von Kingston/Ontario eine nach dem sich rasch aufbrauchenden Niedlichkeitseffekt vermutlich doch sehr scheußliche Eichhörnchenplage ertrugen, also insgesamt gesehen abgesehen von einer ganzen Menge von Dingen, war das Semikolon in dieser Kuchenbeschreibung das einzige, was mich während der Kanadareise wirklich beeindruckt hat. An allem anderen bin ich seitlich dran vorbeigegangen. Das hatte einen Zauber.