Von den Deutschen

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Auf und ab, und kreuz und quer, sind sie unterwegs. Ob zur Bowling-Bahn in U-Bahn-Nähe oder in ein Seniorenheim am Ammersee, ob zum neugebauten Kanzleramt an der Spree oder nach Erfurt, ob nach Chicago, wo der riesenhafte Herr Arno ein Nazi-Devotionalien-Geschäft betreibt, oder ins ferne Schutzgebiet an der Druschka – die Deutschen, von denen Georg Klein in diesen Geschichten erzählt, sind Getriebene, und doch sind sie alle fast am Ziel. Da ist der weißbeflaumte Kungu, der früher einmal in Afrika gekämpft hat und jetzt im Regengeniesel mit seiner Staffelei an der Gedächtniskirche sitzt. Da ist das Ray-Getz-Trio, das auf der alljährlichen Weihnachtstournee mit ihren Songs die Rentner glücklich macht. Da ist der in den Osten verschlagene Junggeselle Waldemar, der, vom Glühwein beschwipst, mit der mutmaßlichen Käuferin seines geerbten Hauses auf dem Liebeslager liegt und den süßen Klängen von „Erzgebirglers Heimatlied“ lauscht. Oder da sind die Historical Harmonists, ein paar trinkfeste Arbeitslose, die sich eine Wagenburg im Berliner Regierungsviertel zurechtgeputzt haben, um vor Reisegruppen aus aller Welt zu spielen.
Die Deutschen – Georg Klein beschreibt sie ohne Häme, ohne Spott. Im Gegenteil, Zartheit und Wärme, ja etwas Hegendes, fast Pflegendes haben sich in seine kunstvoll verrätselten, hochliterarischen Erzählungen geschlichen, die unserer Gegenwart, mit einem feinen Maß an Ironie, dicht auf den Fersen sind. „Und manchmal gehören Dinge zusammen und wachsen zusammen, die noch weiter auseinanderliegen als der Scheitel von Girkos Nichte und der blonde Schopf ihres Verehrers“, heißt es in der Titelgeschichte. Und dann: „Wir lieben die Deutschen, und mit etwas Glück wird noch der eine oder andere von uns sein Glück mit ihnen machen.“