Von Kleinen Leuten und grossen Dingen

Erzählungen

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Paul Keller ist ein Sonntagskind. Außer den zehn schlesischen Arnsdorfs, die sich nicht rühmen können, des Dichters Geburtsort zu sein, gibt es noch ein elftes Arnsdorf, gelegen im Kreise Schweidnitz. Dort, nicht fern dem Reiche Rübezahls, wurde Paul Keller am 6. Juli 1873 geboren. Das Licht dieses Sommer-Sonntags schien ihm sein Leben lang und gab ihm die Heiterkeit seiner Seele mit auf den Weg. Immer sah er seine Heimat im Glanze des Sommers, Liebe erzog ihn, über die elterliche Fürsorge hinaus aber ragt die Gestalt seines Großvaters, seines getreuen, verstehenden Eckarts, dem er in den Dorfjungen-Geschichten ein Denkmal in dankbarer Erinnerung gesetzt hat. Von ihm sagte Paul Keller, er sei in seinem ganzen Leben keinem so gütigen Menschen begegnet, wie es sein Großvater gewesen, dem wahrlich viel Bitternis nicht erspart geblieben sei. Heimat im Sinne Paul Kellers ist die Erde, in der unser erstes Bewußtsein Wurzel schlägt, wo wir gespielt als Kinder, wo Busch und Baum, Mensch und Tier unsere Gefährten gewesen sind. „Alles“, schreibt Paul Keller einmal, „was ich in meiner Jugend brauchte, habe ich gehabt, alles was meine Seele an Natur und Romantik begehrte, wurde ihr gegeben. Wenn mich eine Hand juckte, ging ich zu einer Kuh und ließ sie mir von ihrer rauhen Zunge belecken.