Von Orpheus zu Edna Millay

Sonette und Übertragungen von Marlis Thiel

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Sonette bergen einen Zauber in sich. Selbst wenn sie von Schwerem handeln, wirken sie leicht, ohne harmlos zu sein. Sie setzen sich mit der Welt, aus der sie stammen, sehr wohl auseinander. Baudelaire hat das Sonett für das Neunzehnte Jahrhundert auf die Höhe der Kunst gebracht, Edna St. Vincent Millay für das Zwanzigste. Dazwischen klaffen Abgründe, Kriege, Generationen… Und noch länger ist der Weg zu Shakespeare zurück, oder zu Orpheus, dem mythischen Urahn aller Sprachkunst. Vierzehn Zeilen sind es, nicht mehr. Schon in sich selbst eine Übersetzung: Dass aus dem Chaos eine Form werde. Und aus vierzehn Zeilen eine Welt, die lebt, die bezaubert…
Das Buch versammelt Sonette der bekannten Bremer Schriftstellerin und Übersetzerin Marlis Thiel, gefolgt von Sonetten der vor 70 Jahren verstorbenen amerikanischen Lyrikerin Edna St. Vincent Millay (1892–1950), über die Rudolf Borchardt gesagt hat, Europa habe »seit einem Menschenalter eine solche Sammlung von Meisterwerken nicht mehr erlebt«. Mit Schärfe und Zartheit hat Marlis Thiel diese Sonette übertragen und auf wunderbare Weise mit den ihren ins Gespräch gebracht.