Vor 75 Jahren – das Ende eines Todesmarsches

Zeitzeuge in einer Kleinstadt

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Im April des Jahres 1945 trat in Neunburg v.W, einer Stadt am Rande der Oberpfalz, geradezu blitzartig zu tage, was gewiss keinem seiner Einwohner schon vorher bekannt war, zumindest nicht im Ausmaß der Grässlichkeit des Geschehens und der Gewaltbereitschaft des NS-Regimes. Damals bekamen die Neunburger erstmals eine Ahnung von den Verbrechen in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern, in denen Millionen von Menschen umkamen.

In Neunburg endeten einige Todesmärsche aus dem KZ-Flossenbürg. Hunderte von Häftlingen, vor den anrückenden Alliierten aus dem Lager »evakuiert«, wurden hierher getrieben, zu Skeletten abgemagert, in ihren blaugestreiften Gewändern steckend, dem Verhungern nahe, zuletzt nur noch am Boden liegend, unfähig, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Sie alle wurden kaltblütig erschossen und in nahen Wäldern verscharrt.

Neunburgs Einwohner mussten ihre Leichen später eigenhändig ausgraben, in offenen Särgen durch die Stadt in den Friedhof tragen, wo diese in einem Massengrab beerdigt wurden. Später hat man für sie eine KZ-Ehrengedenkstätte am Rande der Stadt errichtet.

Diese Denkschrift eines Zeitzeugens, der die damaligen Ereignisse als Neunjähriger erlebt hat, möchte den später Geborenen Anstoß sein, sich diese Phase der Geschichte einer bayerischen Kleinstadt aus nächster Nähe so vorzustellen, wie sie der Bericht zu vermitteln versucht. Das Memorandum möge unter der Devise stehen: »Wider das Vergessen!«