vor dem verschwinden

Gedichte. Mit Autorenlesung auf CD-A

von

Barockdichter hätten pure Freude an diesen Versen und würden allesamt Sonette verfassen ‚auff die Heuserin‘. Denn heute ‒ zwischen Scylla und Charybdis ‒ ist sie eindeutig ihre Hoffnungsträgerin. Die Zeit des Stummfilms ist vorbei, die Zeit des Tonfilms noch nicht angebrochen. Und nur Wenige wissen um den Stoff, aus dem Gedichte sind: den rhythmisch pulsierenden Klang, der sich innerhalb eines streng eingegrenzten Zeitraums zum Bild hin ballt. Andrea Heuser schafft Poesie im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Gedichte sind mehr gemacht als geschrieben. Durch wiederholtes Anschlagen einzelner Silben erzeugt sie jene vibrierenden Teilchen, die, sinnvoll zusammengefügt, ein mit den Sinnen wahrnehmbares Artefakt ergeben. (Denn es wird die Poëterey, so Philipp Harsdörffer, ein redendes Gemähl / das Gemähl aber eine stumme Poëterey genennet.) Auf diese Weise wird die Spanne, die dem tönenden Wort vor dem Verklingen noch bleibt, bis zum Äußersten ausgereizt und meisterlich gestaltet. (Alexander Nitzberg)