Vorläufige Tage

Prosagedichte

von

In Vorläufige Tage, dem achten Lyrikband Helwig Brunners, bilden geometrische Gedichtumrisse den Rahmen, in dem sich die Freiräume langzeiliger, prosaähnlich erzählender Verse gleichsam nach innen öffnen. Tatsächlich sind es Geschichten, die sich hier entfalten, Episoden der Orientierung und des Umbruchs in jenen mittleren Jahren, in denen schon vieles erreicht und festgelegt ist und der Blick auf das, was offenbleibt, umso bedeutsamer wird. Statt sich dabei in einer neuen Biedermeierlichkeit zu verfangen, wie sie mancher deutschsprachigen Erinnerungs- und Befindlichkeitslyrik der letzten Jahre zu Recht angekreidet worden ist, stellen diese Gedichte den Anspruch, durch den scharf fokussierten Nahraum des Privatesten grundlegende Daseinsfragen in den Blick zu nehmen. Sie leisten das Paradox, angesichts des Scheiterns der Sprache am Leben das Leben mittels eben dieser Sprache in nachhaltige Bilder zu fassen.