Vostell

Automobile

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Wolf Vostell hat seit den 60er Jahren mithilfe seiner Methode der „De-coll/age“ Fernsehen, politische Umwälzungen, Verkehrsunfälle, Chaos und Destruktion zum Thema seiner Kunst gemacht: Sie sind eine Bedrohung menschlichen Lebens und dauerhafter Anlaß zur Empörung.
Keine andere Erfindung hat aber das Bild der Erde und den Alltag der Menschen so schnell und nachhaltig verändert wie das Auto. Sein Siegeszug gipfelt in der täglichen Apokalypse von Lärm, Abgasen, Energieverschwendung und kilometerlangen Staus. Diese archetypische Gewalt des Autos ist ebenso Vostells Thema – er liebte schnelle und komfortable Autos – wie die Absurdität menschlicher Reaktionsmuster und Gleichgültigkeit, die der Künstler vor Augen stellt. „Das Auto ist die Plastik des 20. Jahrhunderts“, konstatierte Vostell bereits 1969.
Als prägender Aktionist der Fluxus-Bewegung verbindet er die klassischen Künste mit Fotografie, Film und Happening. Nach seinem ersten bedeutenden Auto-Happening – heute die bekannte Skulptpur „Ruhender Verkehr“ -, bei dem er mitten auf dem vielbefahrenen Kölner Ring einen Opel Kapitän mit laufendem Radio vor einer Galerie einbetoniert hatte, folgten 1972 weitere Aktionen in Berlin: So spielte er im Environment „Autofieber“ bewußt mit den Gegensätzen der modernen Gesellschaft, dem Reichtum und Luxus einerseits, Armut und Hungersnot der unterentwickelten Länder andererseits. Es sollten zahlreiche Auto-Skulpturen folgen, so z. B. das Environment „Window“ mit dem auf eine Kohlenfläche gebetteten 6ooer Mercedes und den 21 inkorpotierten Fernsehmonitoren, welche nur weißes Rauschen produzieren, das an Schnee und Wind erinnert; 1987 wurde am oberen Ende des Kurfürstendamms die berühmte Skulptur „2-Beton-Cadillacs in From der Nackten Maya“ eingeweiht.
Vostell, der 1998 verstorben ist, wollte das Leben durch die Kunst erweitern: „Die Erweiterung des Lebensbegriffes ist für mich wichtiger als die Erweiterung des Kunstbegriffes. Das heißt, daß die Kunst im Nervensystem des Menschen stattfindet“ oder in Kurzform: „Kunst = Leben = Kunst“ (Vostell 1969).

Summary: No other invention has brought such rapid and lasting change to the face of the earth and people’s lives as the motor vehicle. Wolf Vostell, actively involved in the ‚fluxus‘ movement, takes as his theme the archetypal power of the car as well as the absurdity of human reactions and social indifference. „Cars are the sculpture of the 20th century“ he stated back in 1969. Since his first significant ‚car happening‘ in 1969 in Cologne, nowadays famous as „Ruhender Verkehr“ (Resting traffic), he has created many other car sculptures.